Zur Zeit erscheinen fast täglich neue Zahlen zu Armutsgefährdung und Armutsquoten, so heute in der SZ zur Situation in Bayern, http://www.sueddeutsche.de/bayern/sozialbericht-bayerns-versteckte-armut-1.3507712 . Und es ist richtig, erfreulicherweise geht es den allermeisten Menschen in diesem land wirtschaftlich gut. Gleichzeitig muss es wie Hohn in den Ohren derer klingen, die weiterhin unter knappen Bedingungen leben müssen, wie Politiker/innen über Einkommensarmut und deren Relevanz reden, als sei eine geringe Armutsgefährdungsquote der größte Erfolg, und die "Übriggebliebenen" sollten sich ebenfalls zufrieden geben.
Allerdings zeigen solche Berichte mit den dargestellten Zahlen lediglich einen kleinen Ausschnitt. Die Statistiken beziehen sich i.d.R. auf die ALG II - Bezug - Zahlen. Hier sind working poor, die nicht aufstocken gar nicht erfasst, weil Zahlen dazu nicht erhoben werden können. Diese Gruppe von Menschen in unserem Land, die ebenfalls von Einkommensarmut betroffen sind, liegen mit ihren jeweiligen Einkommen meist knapp über den Bemessungsgrenzen für Sozialleistungen. Und schließlich gibt es versteckte Armut, die überhaupt nicht erfasst werden kann. ältere Menschen, die sich schämen Sozialleistungen in Anspruch zu nehmen, oder alle die, die sich in unserem komplexen Sozialsicherungssystem nicht auskennen bzw. zurechtfinden.

 

Was weiterhin unberücksichtigt bleibt ist die jeweilige Kaufkraft im Wohnumfeld, denn es ist ein Unterschied, ob ich in einer Großstadt mit dem Regelsatz auskommen muss oder in ländlichen Gebieten lebe. Einkommensarmut stellt eine erhebliche Barriere für die Teilhabe in der Gesellschaft dar. Dies zieht sich durch alle Bereiche und Lebenslagendimensionen: materiell (wohnen, kleiden, leben); sozial (Kontakte, Vereine, gesellschaftliches Leben); kulturell (Bildung; Kultur) und gesundheitlich.